Immer am Zug

Wer echten Zughundesport erleben oder sich rundum Tipps und Tricks zu Huskys holen will, findet im Burgenland die Fachfrau dafür.


Meine Anfahrt zur Huskywelt von Regine Schinzel in Deutsch-Gerisdorf bleibt natürlich nicht unentdeckt, und so stimmen gleichzeitig acht wunderschöne Huskys ihren Begrüßungsgesang an – der allerdings nicht nur mir gilt, sondern auch dazu dient, dass sich die Zughunde dadurch auf die anstehende Wagenausfahrt einstimmen, aufwärmen und furchtbar freuen. Schließlich ist das „Ziehen“ ihre größte Freude – wie mir erst Regine Schinzel erklärt und die Hunde dann eindrucksvoll demonstrieren. Mit sage und schreibe über 200 Kilo (die zarte Regine, der schweeeeere Wagen und ich :-)) stürmen die sechs angespannten Sportler bergauf davon, und ich fühle mich keine Sekunde unsicher, denn von hinten dirigiert die erfahrene Regine ihr ebenso erfahrenes (Renn-)Team mit souveräner und gleichzeitig herzlicher Stimme. Was sie mit den Anweisungen „Gee“ und „Haw“ meint, eröffnet sich mir, als wir mit Karacho rechts (Gee) in einen Waldweg abbiegen und links (Haw) wieder auf den Asphaltweg zurückpreschen. Es ist ein wirklich tolles Gefühl, auf dem Wagen zu sitzen, der Arbeitsfreude der Sibirischen Huskys zuzusehen und gleichzeitig die tolle Energie zu spüren, die Wagenlenkerin („Musher“ in der Fachsprache, ausgesprochen „Mascher“) und Team verbindet. Ganz neu mit dabei ist Husky-Hündin Montana. Sie wird behutsam antrainiert und darf heute das erste Mal im Gespann mitlaufen. Und sie macht ihre Sache ausgezeichnet – vertraut auf Regines Anweisungen aus dem „Off“ und schaut sich bei den „alten Hasen“ ab, was zu tun ist. Ich hätte mich noch stundenlang kutschieren lassen können, doch die steigenden Temperaturen sind nichts für die Kälteliebhaber, und es gibt ja in der Huskywelt noch viel mehr zu sehen.


Regine, bei dir gibt es ein Husky-Gesamtpaket.
Das Tier selbst, Training, Coaching, Rennvorbereitung und Analyse, Seminare, …
Regine Schinzel: Ja, das stimmt. Seit ich 1995 dem „Husky-Virus“ erlegen bin, habe ich mich nie wieder von meinen Tieren getrennt und konsequent Zucht, Trainings, die Rennfahrten etc. aufgebaut. Ich bin eingetragene Züchterin, ausgebildete TAT-Tiertrainerin (mit vielen weiteren Ausbildungen), Zughundeführerin und biete verschiedene Seminare und Workshops dazu an.

Für Huskys begeistern sich viele, du bist aber sehr streng bei der Vergabe deiner Zuchttiere. Warum?
Der Husky ist kein Hund für die Wohnung, kein Wachhund und kein Hund für Leute, die dreimal am Tag eine halbe Stunde rausgehen. Ein Husky will ziehen, er will körperlich und geistig arbeiten. Daher gebe ich meine Zuchthunde nur an Menschen ab, die auch den Zughundesport betreiben möchten.

Trotz oder genau wegen deiner Vorgaben hast du Vorbestellungen?
Wahrscheinlich beides (schmunzelt). Die Käufer wissen, dass sie bei mir einen Hund bekommen, der einwandfreie Papiere hat, aus einem liebevollen Umfeld kommt, bereits an den Alltag gewöhnt ist, und ich trainiere behutsam mit ihnen, damit der neue Halter dann mit ihnen „laufen“, sprich Wagen fahren, kann.

Der Husky will ziehen, körperlich und geistig arbeiten. Wie anstrengend ist es geistig für den Hund?
Der oder die beiden Zughunde, die jeweils ganz vorne laufen, müssen unglaublich viel geistig mitarbeiten. Sie setzen die Kommandos um, sie laufen als „Vorbilder“ und müssen Dinge ein- und abschätzen, die sie sehen. Aber auch die anderen im Gespann müssen immer konzentriert sein. Die Kombi aus dieser körperlichen und geistigen Arbeit ist anstrengend, macht die aber Hunde zufrieden und ausgeglichen. Im Gespann fühlen sie sich auch sicher – das ist ihre Geschichte!

Der Charakter des Huskys … Warum will der Mensch den Anspruch nicht verstehen?
Weil der Anspruch sehr oder zu hoch ist! Der Husky gehört ins Rudel oder sehr viel beschäftigt. Er hat einen ganz eigenen Kopf, einen scharfen Ton verträgt er gar nicht. Wenn der Husky Stress hat, wird er laut – dann werde ich ganz leise. Konsequent, aber leise. In der Hundeschule fragt sich dieser kluge Hund auch: „Was soll ich hier?“ Der will motiviert werden und arbeiten. Er ist äußerst eigenständig, und er macht nichts, ohne dass es für ihn Sinn ergibt. Er ist auch kein „Leinenhund“, der streng bei Fuß geht. Er will ziehen, das ist sein Wesen, und das will man so einem Hund abgewöhnen? Die lockere Leine passt zu ihm. Aber den Hund frei laufen lassen, also „ohne Leine bei Fuß“, geht auch gar nicht. Der hat einen Jagdinstinkt und will rennen. Einmal das Erlebnis des „Frei- und Weglaufens“ (selbstbelohnend) erlebt, dann ist der immer weg. Dafür ist er aber mit so einem ehrlich herzlichen Charakter ausgestattet, dass er als Wachhund überhaupt nicht taugt, dafür aber gut in sportliche Familien passt. Und er will immer draußen sein, aber unbedingt ausbruchsicher!

Deine große Leidenschaft ist der Zughundesport. Kann das wirklich jeder Husky-Halter (oder andere passende Rasse) lernen?
Wie bei jedem Sport gibt es auch hier grundsätzliche Regeln. Es geht vor allem um die Bedürfnisse des Hundes. Wie trainiere ich den langsam an, welche Ausrüstung, wie viel und wann wassern (die sog. Hundesuppe vor dem Training) etc. Wer sich ernsthaft damit beschäftigt, wird sich und seinem Hund großen Spaß bereiten. Egal ob mit einem Hund am Hunde-Scooter oder mit einem Gespann vor dem Wagen.

Du wirst aber grundsätzlich zu den verschiedensten Themen rund um den Husky konsultiert. Welche 
sind das?
Sehr vielfältig. Hundehalter mit den „üblichen Problemen“, die vorrangig aus der fehlenden/falschen Erziehung und Beschäftigung herrühren. Dann Halter, die eine „Kofferraumzucht“ aus dem Ausland gekauft oder einen Hund aus dem Tierheim haben – denn auch dort sitzen bereits viele, und kaum jemand kommt mit ihnen zurecht. Dann die Zughundesportler, die anfangen wollen zu fahren, und bereits erfahrene Fahrer, weil sie ein Problem beim Fahren haben.

Welche Probleme sind das?
Der Hund schnappt zum Beispiel nach anderen Hunden, die im Gespann vorbeifahren, oder die Hunde harmonieren nicht oder nicht mehr im Gespann. Manchmal passt auch das persönliche Verhältnis von Mensch und Hund nicht oder nicht mehr. Es gilt auch einzuschätzen, ob der Hund schon reif genug ist für das Gespann oder noch Zeit und Training braucht. Ich erstelle auch komplette Trainingspläne für Leute, die mehr fahren oder ins Renngeschehen einsteigen wollen.

Über 15 Grad werden die Tiere nicht mehr eingespannt, dann bietest du auch Rudelbeobachtung, richtig?
Ja, und die Rudelbeobachtung interessiert erfreulich viele. Mit Kindern baue ich das als spielerischen Workshop mit Quiz und Jause auf, bei Erwachsenen geht es natürlich mehr ins Fachdetail.

Wirklich viel zu erleben gibt es in der Huskywelt.
Von Wagenfahrten für Groß und Klein, Zughunde-
Seminare und Trainings, Hundetraining, Hundepension bis zur Rudelbeobachtung …  
alles auf huskywelt.at.

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